Nachhaltigkeit / betrifft das nur den Weg der Produktion?

Dass Nachhaltigkeit etwas mit dem heute fast verlernten Phänomen des „Selbermachen-Könnens“ zutun hat, kann man sich eventuell noch vorstellen … Es macht zudem unabhängig. Dieses Thema wurde nun wieder sensibilisiert durch Corona, vergessen wir es nicht gleich wieder? Deswegen hier eine kleine glückliche Geschichte, ha!

Ich zum Beispiel wollte, obwohl ich Design studiert habe, immer wissen – wie das genau geht :-). Damals vor über 30 Jahren, lag das noch nicht primär an dem Nachhaltigkeit-Gedanken, sondern an meinem intuitiven Leitfaden der Autarkie. Ich wollte mir nicht von irgendeinem Techniker sagen lassen: Das geht nicht!, nur weil er keine Lust hatte etwas Neues zu probieren, oder weil er mich am Ende nicht mochte? Und mich ärgern wollte? … die Macht des „Wissen“?… Wissen hat schon immer befreit! Also wollte ich es wissen… Ich kann, wenn es drauf ankommt, Alles alleine machen…Und in den letzten 30 Jahren kam es häufig darauf an! Als ich (zum Glück) völlig ungeplant schwanger war z.B…. und ich, solange meine Arme an die Strickmaschine reichten, unser Geld von Zuhause aus verdienen konnte. -Toll! – Als mein Kind aufgewachsen ist und ich nicht ständig um die Welt hopsen musste. – Super! – Mein Kind hat unter meiner Strickmaschine in aller Ruhe gebastelt, gemalt oder mit Klötzen gespielt, später neben mir Hausaufgaben gemacht, Donnerstag gab es für alle Freunde Pfannkuchenschlachten – einfach genial! – … wir haben uns „Unsere“ Zeit miteinander geschnappt! :-))) Das war so schööööön … nachhaltige Zeit, investiert in die nächste Generation!

…auch, wenn ich häufig nachts ranklotzen mußte, um aufzuholen, weil wir am Tag die Idee hatten, zu Fuß zur Sansibar zu wandern ( immerhin 18 Km durch den Sand hin und zurück. Gut fürs Durchhaltevermögen und für Gespräche) oder alle Puzzle, die wir auf dieser Insel ergattern konnten, im ganzen Haus verteilt gepuzzelt haben .die durften natürlich nach unsere gigantischen Geduld und Anstrengung die nächsten Wochen nicht zerstört werden, weswegen „Jeder“ eigentlich schweben mußte… oder  Türme zu bauen, immer höher, mit Klötzen oder so… der Letzte ist stehen geblieben und wir bessern aus, wenn Semesterferien sind,-)

 

Denn da ich international für namhafte Firmen Kollektionen entworfen und entwickelt habe, kenne ich seit langem die Zustände und Entwicklungen in Asien! Tja, da wollte ich schon gar nicht mehr mitmachen! Und die vielen, vielen Langstrecken-Flüge haben mich einfach nur genervt! So viel verschenkte Zeit in schlechter Luft, eingezwängt zwischen übermüdeten — damals oft Siemens-Technikern — im Flieger, die Asien mit Technologie  („damals“ ) versorgt haben… :-)))) Auch da wollte ich nicht mehr mitmachen. Ich fand das alles alles lästig, mit unter abstoßend, schockierend und einfach extrem ungesund… Ich habe mir damals Mantra-artig immer nur gesagt :“Reiiiiine Nervensacheeeee, Judith, reeeeeineeee Nervensache!!!“, um mich zu beruhigen. Und dann entschieden ETWAS zu ändern! Ich hatte Glück, ich konnte das, weil ich mir das Handwerk angeeignet hatte, welches meine Design-Vorstellungen umsetzt! Und weil ich auch ein Dickkopf bin…Man braucht wohl auch ein bisschen Mut? …Denn mein Banker war zunächst entsetzt 🙂 ! Er rief mich an, um sich mal zu erkundigen, warum meine so komfortablen Umsätze von den namhaften Kunden nicht mehr regelmäßig reinkäääämmen? Und es etwas „Mau“ auf meinem Konto sei… ob er sich Sorgen machen müßte? und …WIEBITTEEEE, Frau Haarmann? Sie machen sich mit Ihrer eigenen Kollektion selbständig? Was ist das denn für eine irre Idee? ÖÖHMMM, wiebitteeeee? Sie wollen ein Kaschmir-Label starten? Haben Sie sich das denn auch gut überlegt???! Lief doch alles prächtig bei Ihnen… wieso denn das nun??? ———— Ja, finanziell lief alles toll, aber ich wollte mehr! Ich wollte z.B. keine Asienproduktion! Ich wollte mein Produkt steuern! Ich wollte direkter an den Kunden! Und das mit gutem Gewissen… denn nun kam auch der umwelttechnische Aspekt, kurze Wege z.B. und Qualitäten, die nicht irgendein Gift brauchen, um attraktiv „auszusehen“, oder Tierquälerei benötigen, um den besseren Preis zu realisieren, denn dabei geht es nicht um den Kunden persönlich, sondern um Marktgewinn! Der mit den niedrigsten Preis erobert den Markt, dazu sind fast alle Mittel recht. Ich wollte das alles nicht unterstützen.

Also habe ich in meinem Atelier meine Strickmaschinen aufgebaut und noch ein paar Dinge, die man nötig braucht,-), Habe mir die tollsten Garne geordert, die ich finden konnte und habe losgelegt! Denn ich konnte meinen Banker dann doch überzeugen:-) Und heute, 20 Jahre später, zu Corona-Zeiten, selber einen kurzen Moment verunsichert, wegen dem Lockdown und der schwierig einzuschätzenden Marksituation,  hat er mich selber angerufen (selber in Quarantäne) und lachend gemeint:“ Frau Haarmann, tun Sie einfach das weiter, was sie am besten können!“ Der kennt mich halt seit nun über 30 Jahren …

Also mache ich selber… während die Lieferketten zusammenbrechen… in größter Ruhe mein Ding! Z.B. die nächsten fetten Kaschmir-Pullis… Over-Size, oder einen kleinen Kasten, egal .. ich mach einfach…

und der ist schon weg :-)))),

und das Tolle ist, da können die fröhlichen Techniker noch so mit ihren imposanten Hightech-Wunder-Maschinen versuchen rumzu-tricksen, so ein riesennnn, voluminöser, reicher Zopf geht nur mit dem guten alten ehrlichen Stricknadeln… das hat was mit den physikalischen Kräften zutun, die auf das Garn einwirken, wenn es gekreuzt werden muß. Das geht nur mit den geschmeidigen Fingerchennn 🙂 Passt ja auch besser zu unserem geschmeidigen Kaschmir-Flausch! Bei uns läuft nichts über die Elektronik, hier ist alles Handarbeit… also gegen Null laufende Stromkosten! Zumindest, was die Produktion betrifft. Durch die rasante Entwicklungen im E-Commerce sind aber auch wir gezwungen, irre Datenmengen auf Server hochzuladen und uns modern auf den sozialen Netzen zu bewegen, was eine unglaubliche Energie frisst … an der Stelle verschieben wir das Problem ins „Unsichtbare“…bis heute habe ich keine Ahnung, welcher Verbrauch da anfällt … also auch hier muss über CO2 freie Versorgung nachgedacht werden… was in den Gleichungen oft vergessen wird… Die Server im Silicon Valley sollen komplett Co2 neutral arbeiten, das ist im Moment wenigstens umwelttechnisch eine gute Nachricht…wenn wir fröhlich googeln … und ganz fest die Augen zudrücken, wegen der anderen Probleme (Daten)

Bleibt geschmeidig…auch beim Nachdenken über Eure Optionen und Wünsche…

P.S. Mir ist natürlich bewußt, dass unser Lebensstandard und die Dinge des alltäglichen Lebens nicht alle und von jedem selber hergestellt werden können. Mir geht es auch eher um das machtvolle Instrument der Fähigkeit,  die Dinge, Vorgänge usw. nicht völlig in die Hände „Fremder“ zu legen und sich dadurch zunehmend ohnmächtig in Stresssituationen werden zu lassen. Natürlich ist Outsourcing effektiv, praktisch, unumgänglich, um eine bestimmte Größe und Wachstum zu generieren (und bequemer obendrein ,-)!) Wir brauchen Fachleute und Experten für die fortschreitenden Entwicklungen und Herausforderungen. Ich kann dem weitgehend in meinem klitzekleinen Unternehmen ausweichen. Ich habe diese Entscheidungsfreiheit. Viele nicht! Sie müssen sich verlassen, klappt ja auch eigentlich. Solang alles klappt… Aber wenn es nicht klappt? Ich z.B. muß mich trotz allem darauf verlassen, daß mein IT-Outsourcing, na – einfach fluppt! Denn meine Domain und andere Tech-Know-How betreffende Bereiche, kann ich nicht alleine steuern. Und so geht es den meisten. Was mich zu dem Problem Wire.card AG bringt. Wie heisst es so schön, sogar gesetzlich, Dummheit schützt vor Schaden nicht? Aber wenn man kaum Möglichkeiten hat, um seine Dummheit zu überwinden? Wir glauben, wir seinen aufgeklärt… und in diesem Fall glaubten wir ein Tool zu haben, die Bafin … aber selbst denen scheinen die Hände gebunden…bleiben Türen verschlossen…weil dieses Segment eben gesetzlich durchs Raster fällt. Zu neu, zu schnell, mit keinem Reglement zu erfassen… Grauzone…schwierig!!!… Im Gegenzug sollen wir  Händler jedoch mehr und mehr in den E-Commerce assimilieren, am liebsten kein Bargeld mehr akzeptieren, wegen dem Problem der Geldwäsche. Und nun DAS! 2 Billionen weg, alle verunsichert, riesen Verluste, und der Vorwurf der Geldwäsche im Raum! Mit der Fähigkeit des abstrakten Denkens, kam das Phänomen des Geldes in unser Leben, was als Tauschmittel vieles vereinfacht hat. Aber zu abstrakt sollten wir nicht werden, oder? Vor allem, wo wir Europäer nun am Ende wohlmöglich wieder ohne eigene Plattform dastehen. Die Amis und die Chinesen haben wunderbare Player installiert, von allen unausweichlich genutzt. es bleibt abzuwarten, ob wir nachhaltig daraus lernen. Und endlich lernen, auch sowas selber zu machen, wenn wir unsere Errungenschaften nachhaltig tradieren, bewahren wollen. Holen wir uns die klugen, nein klügsten studentischen Köpfe, die nun aus den USA rausfliegen 😉 … das würde ich nachhaltig nennen!